Grüne Polizeiuniformen in Fort Wayne
     
  Wir, das sind fünf Polizisten der Polizeidirektion Gera,  weilten im September zu einem 9-tägigen privatfinanzierten  Besuch in Geras Partnerstadt Fort Wayne. Der Besuch kam zustande,  nachdem im vergangenen Jahr der Pressesprecher der Fort Wayner Polizei, Officer Michael Joyner  für 10 Tage in Gera war.

Chief Russel York, Leiter des Police Departments Fort Wayne empfing uns mit seiner Führungsriege gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft.
Es folgte eine ausführliche Tour durch alle Bereiche polizeilicher Arbeit. Wir sprachen mit Kriminalisten, besuchten den Erkennungsdienst und  verweilten in der Einsatzzentrale, deren Mitarbeiter übrigens keine Polizisten sind und die Arbeit der hiesigen Rettungsleitstelle gleich mit übernehmen. Unser Fazit dort: acht Stunden in nahezu völliger Dunkelheit nur am beleuchteten Computerbildschirm – wer weiß, gegen wieviele deutsche Arbeitsschutzbestimmungen man da verstoßt. Beim Schießen in der Police Academie gab es weniger Überraschungen. Die Übungen  und das Equipment ähnelten den unseren.

Auffällig war, dass man es in Fort Wayne schafft, die polizeiliche Präsenz auf der Straße deutlich zu erhöhen. Im Unterschied zu hier fahren amerikanische Polizisten allein im Streifenwagen. Nach zweijähriger Dienstzeit erhält der uniformierte Beamte einen eigenen Dienstwagen, den er auch in der Freizeit nutzt mit der Einschränkung, seine Waffe stets dabei zu haben und jederzeit am Funk verfügbar zu sein. Die Technik im Auto selbst begeisterte uns, allerdings würden hiesige Datenschützer Ohnmachtsanfälle bekommen. Kein Polizist kommt in Fort Wayne unvorbereitet an einen Tatort. Vorher erhält er am Laptop im Auto bereits alle Informationen über bisherige polizeiliche Einsätze unter der betreffenden Adresse und weiß, ob dort gefährliche Personen wohnhaft sind.  In einer Nachtschicht, an der wir  teilnahmen, zeigte sich aber auch, wie notwendig solche Informationen in Amerika sind , und dort gilt Fort Wayne noch als Provinz. In wenigen Stunden passierten neben anderen normalen Sachverhalten zwei Schießereien und zwei Messerstechereien. 20 Morde registrierte die Polizei in diesem Jahr bereits in der 220 000 Einwohner zählenden Stadt Fort Wayne. Hier in Gera und den Landkreisen Greiz und Altenburg passierte noch kein einziger. „Trotz hoher Arbeitslosigkeit leben wir in Gera noch auf Wolke 7“ – war unser Fazit daraufhin auch in mehreren  Presseinterviews.
Ein ausführlicher Artikel in der Fort Wayner Lokalzeitung mit Bildern von uns in Uniform machte uns ein klein wenig berühmt in der Stadt, sodass uns nicht nur Geschäftsleute sondern sogar ein Obdachloser auf der Straße erkannten und ansprachen. Ein Highlight für unsere beiden Kollegen aus der Polizeihundestaffel war der Besuch der „K9-Unit“.  K9 ist abgeleitet von canine, dem lateinischen Wort für Wolf. Überraschend für uns der Gebrauch deutscher Kommandos wie „Sitz“ , „Platz“ und „Aus“. Das rührt nicht nur daher, dass die Hunde teilweise „made in Germany“ sind. Die deutschen  und damit für Amerikaner unbekannten Kommandos wären auch im Umgang mit Kriminellen nützlich,  wurde uns erklärt.

Was bleibt, ist die Erinnerung an eine grüne und sehr saubere Stadt ohne Graffitti-Schmierereien, an einen Straßenverkehr, der völlig ohne Staus und Hektik funktionierte und vor allem  an freundliche, großzügige und unkomplizierte Menschen, von denen uns jeder zweite stolz von seinen deutschen Vorfahren berichtete.

Ein Besuch in der Landeshauptstadt Indianapolis, ein Trip nach Chicago sowie ein ganztägiger Besuch auf einer Amish-Farm machten uns den Aufenthalt in unserer Partnerstadt zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Steffi Kopp
     
  an ungewohntem Streifenwagen:

Mario Buffleb,
Martin Bender vom Fort Wayne PD sowie Volkmar Kirstein
     
  Vor dem Police Departement:
von links:

Polizeihauptmeister Volkmar Kirstein, Poliizeihauptkommissarin Steffi Kopp, Chief Russel York,
Polizeirat Matthias Zacher, Polizeiobermeister Mario Buffleb, Kriminalhauptkommissar
Rüdiger Rug
     
   
     
   
     
   
     
  Empfang für uns beim Bürgermeister Graham M. Richard